Der alte Krämer
Mit unbewegter Miene steht er da,
der alte Mann im Krämerladen
Mancher schaut zögernd sich noch um,
bedenkt gewissenhaft den Kauf
Manch einer greift mit vollen Händen zu
als gebe es kein Morgen mehr
Ein anderer wartet viele Jahre lang
auf das so sehnsüchtig Begehrte
So ist doch jeder Kunde ihm gleich gut
der bei ihm einzukehren wünscht
Nicht Geld noch Gold wird er verlangen
auch keinen Gegenstand von Wert
Was er dir gibt, hat gleichwohl seinen Preis
das hat so mancher nicht bedacht
Blind von der Vielfalt, die Begehren weckt
vergisst leicht sich die Vernunft
Sieh wie er steht dort bei der Eingangstür
sein Blick noch immer unbeirrt
Er weiß, Du wirst was er verlangt ihm geben
so wie es jeder noch getan
Illusion
Liebe ist Illusion, sagst du
ein Traum, der so tief schmerzt, wenn man aus ihm erwacht
Das Herz, freigegegeben dem Spott und dem Hohn
wird für immer leiden
Geblendet sind wir, sagst du
unachtsam und leichtsinnig, albern wie Narren vergessen wir
dass wir auf diesem Weg, den man gewöhnlich Leben nennt
stets allein sein werden
Dann will ich, sage ich
noch einmal diese Illusion erleben, will das Trugbild sehen
will die Vernunft vergessen und ein Narr sein, der singend
in den Abgrund springt
Dann werde ich, sage ich
bereit sein, den Schmerz und das Leid zu zu ertragen
deine Hand greifen und ein Stück mit dir gemeinsam gehen
im Hier und Jetzt
Leere
Als Du gegangen bist, fühlte ich mich, als müsse ich sterben
oder als sei es eher leichter zu sterben
als mit dieser Traurigkeit weiter zu leben.
Ich bin nicht gestorben, die Welt dreht sich noch immer
Ich habe geweint, gefleht, Möbel zerschlagen
doch du bist nicht zurückgekehrt
Heute versuche ich manchmal, mich an dich zu erinnern
an deine Nähe, dein Lächeln, deinen Geruch,
daran, wie es in deinen Armen war
Dann wünsche ich mir den Strom der Tränen zurück
doch ich fühle nur noch Leere in meinem Herzen
dort, wo du einst warst
Nachtgespenst
Am Tage, bei hellem Sonnenschein, lachen wir,
schelten die albern und kindisch, die von Geistern erzählen
Nehmen Kindern Angst
vor dem Monster unter dem Bett
Wir lachen noch immer, wenn die Dämmerung hereinbricht,
wir zusammen sitzen und uns Geschichten erzählen
von den Verstorbenen
die keine Ruhe finden können
Doch das Lachen wird nervös und eine Spur zu schrill
wenn die Nacht hereinbricht und wir uns aufmachen
auf den Heimweg
allein mit uns und der Dunkelheit
Der volle Mond gibt den Bäumen ein mystisches Gesicht
das pochede Herz übertönt die Schritte auf dem Asphalt
die Eule ruft
und unser Lachen erstirbt
Das Gebüsch wird zum Anzlitz einer alten Frau
die uns zu rufen und zu sich zu locken scheint
und wir meinen
ihr Flehen hören zu können