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Eine Minute
Morgens, auf dem Weg zur Arbeit. Gedankenverloren sehe aus dem Fenster des Busses, in dem ich sitze. An der Haltestelle steht eine Bank, auf der ein Penner schläft.
Er scheint entspannt. Warum liegt er heute hier? Hatte er Pech gehabt, war er schwach und die Versuchung zu groß geworden, die die Welt einem bietet? Hatte er Freunde, eine Familie gehabt, die ihn verlassen haben, oder war er immer schon so allein wie heute?
Warum hatte ich das Glück, obwohl ich selbst auch schwach war, noch immer ein Dach über dem Kopf zu haben?
Warum stört es niemanden, einfach so am Schlafplatz eines Menschen vorbei zu fahren? Weshalb hält niemand an, um ihn all das zu fragen, und um ihn an einen Platz zu bringen, an dem er essen, schlafen und sich waschen kann?
Eine Minute braucht der Bus zur nächsten Haltestelle. An der Wand hängt ein Filmplakat. "Bin gespannt, wie der Film nachher wird", denke ich.
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